Buddy und ich - leben wie der Hahn im Korb by McGrory Brian

Buddy und ich - leben wie der Hahn im Korb by McGrory Brian

Autor:McGrory, Brian [McGrory, Brian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-06-18T22:00:00+00:00


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Denjenigen, die behaupten, die Vereinigten Staaten seien quasi zu einer Nation von hartgesottenen Skeptikern und unerschütterlichen Pessimisten verkommen, möchte ich, Ladies und Gentlemen, die Institution der Ehe präsentieren.

Mindestens eine von zweien scheitert, und dieses Scheitern führt zu gebrochenen Herzen, unglaublich hohen Anwaltskosten, ungewolltem Getrenntsein von den Kindern, erzwungenen Umzügen, langen, einsamen Nächten, in denen man sich fragt, wie all das in die Brüche gehen konnte, und noch längeren, einsamen Tagen, in denen man sich fragt, wie man sich wieder eine Art Leben zusammenflicken kann. Kein Teenager oder Mittzwanziger sieht sich jemals vierzigjährig und geschieden, vom Stigma des Scheiterns umwabert, für sich allein kochend, sich unbeholfen wieder auf dem Beziehungsmarkt anbietend – und dennoch geschieht genau das sehr häufig.

Aber trotzdem heiraten wir – junge Menschen, mittelalte Menschen, alte Menschen, solche, die noch nie verheiratet waren, und viele, die einen zweiten oder dritten Versuch wagen. So sind wir nun mal. So machen wir das eben. Unsere ist immer die Ehe, die nicht vor dem Familiengericht, sondern mit dem Tod endet, vorzugsweise ohne Einsatz von Waffen und hoffentlich in ferner Zukunft, unsterblich durch unsere Kinder und Enkelkinder, die ihr ganzes Leben lang nach einer Beziehung streben, wie wir sie hatten oder wie sie zumindest glauben, dass wir sie hatten.

Vor diesem Hintergrund aus Hoffnungen und Träumen bewegte ich mich, der ich so viel Angst und Erfahrungen des Scheiterns mit mir herumtrug. Alles in meinem Leben schien sich im Fluss zu befinden, schien so, als könne man all die unvereinbaren Teile nehmen, die meine Identität ausmachten, sie an einem windigen Tag in die Luft werfen und sehen, wie sie wohl fallen würden. Der Globe, mein Arbeitgeber seit fast zwei Jahrzehnten und eine Institution, die ich zudem liebte, sah sich der düstersten Phase seiner langen, sagenumwobenen Geschichte gegenüber, aus der er aber glücklicherweise unversehrt hervorzugehen schien. Die New York Times, unsere oberste Dienstherrin, hatte im April gedroht, uns dichtzumachen. Zwei Monate später drohte die Times damit, uns zu verkaufen. In der Zwischenzeit würgte sie uns mit Einsparungen. Davon abgesehen glaube ich, dass sie uns eigentlich mochte. Zum Glück kam es nie zur Einstellung oder zum Verkauf. Die Wirtschaft erholte sich, die Anzeigenverkäufe gingen etwas in die Höhe, und wir entließen Leute und erhöhten den Verkaufspreis. Plötzlich machten wir wieder Profit, nicht annähernd so viel wie einst, aber genug, um an den meisten Tagen eine verdammt gute Reportage zu liefern, und die Times, das muss man ihr hoch anrechnen, stellte uns die Ressourcen dafür zur Verfügung.

Ich entschied mich, den Posten des stellvertretenden Ressortleiters des Lokalteils aufzugeben und wieder als Kolumnist tätig zu sein, wie ich es zuvor fast zehn Jahre gewesen war. Eine leitende Position war zutiefst befriedigend und machte größtenteils Spaß, weil ich es mit guten Leuten zu tun hatte, talentierten Leuten, fleißigen Leuten, die in den Gemeinden, über die wir berichteten, großen Einfluss besaßen. Aber letzten Endes fehlte mir die Suche nach einer Story, die sonst keiner erzählen würde, das Äußern einer Meinung, die hier in meiner Geburtsstadt gelegentlich etwas bewirkte, und mein eigener Name über meiner eigenen Kolumne.



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